Herr Wocher, Ihr Ingenieurbüro ist auf Gebäudetechnik und Gebäudeautomation spezialisiert. Sie sind sozusagen ein Gesundheitsberater für Gebäude. Auf welche Herausforderungen stoßen Sie am häufigsten?
Zunächst muss man zwischen Bestandsgebäuden und Neubau differenzieren. Im Neubau stellen wir fest, dass viel zu häufig auf individuelle Prototypen anstatt auf standardisierte Planungsvorgaben zurückgegriffen wird. Standardisierte Planungsvorgaben haben den Vorteil, dass beispielsweise der Bau von Kitas, Schulen und kommunalen Verwaltungsgebäuden wesentlich weniger komplex ist. So sind verkürzte Planungsphasen und eine wirtschaftlichere Abwicklung der Bauprojekte möglich.
Wo kränkeln Deutschlands Gebäude im Bestand?
Bei Gebäuden im Bestand stoßen wir häufig auf völlig unzureichende Dokumentationen, diese sind sehr oft lückenhaft oder sogar gar nicht vorhanden, geschweige denn digitalisiert. Gerade auch die Funktionen der Technischen Gebäudeausrüstung (TGA) sind so gut wie nie ausreichend beschrieben.
Wir stellen oft fest, dass Gebäude ineffizient betrieben werden. Dies hat unserer Erfahrung nach auch damit zu tun, dass die Gebäude unzureichend überprüft in Betrieb genommen werden. Maximal zwei Wochen Probebetrieb, danach erfolgt die Abnahme und in den nächsten zehn bis 15 Jahren laufen die Anlagen der TGA weitgehend sich selbst überlassen.
Es fehlt schlichtweg ein Qualitätssicherungsprozess, der einen dauerhaft optimalen Gebäudebetrieb sicherstellt. Die Folgen sind ineffiziente Gebäude, die mehr Energie verbrauchen als nötig, eine Anlagentechnik, die zu schnell verschleißt, sowie gestresste Facility-Manager, die ihre Aufgabenpakete nicht abgearbeitet bekommen.
Sind alle Probleme lösbar? Was sollte „der Patient“ als Erstes tun?
Sicherlich sind nicht alle Probleme lösbar und oft sind sie auch sehr spezifisch. Mit den richtigen Qualitätsmanagement-Methoden im Bauprozess werden die Probleme aber deutlich beherrschbarer. Wir raten Bauherren deshalb zu folgenden Punkten: Installieren Sie möglichst früh im Projekt ein technisches Monitoring gemäß der Empfehlung 158 des Arbeitskreises für Maschinen und Elektrotechnik (AMEV), ein Organ des Bundesbauministeriums, sorgen Sie für eine lückenlose Dokumentation, standardisieren Sie Ihre Planungsvorgaben, nehmen Sie Leistungen erst ab, wenn Sie sicher sind, dass Ihre TGA-Anlagen die definierten Ziele auch wirklich erreicht haben. Und schließlich: Schaffen Sie Transparenz über die Energieverbräuche!
Je mehr Technik und Automation es in einem Gebäude gibt, desto mehr Fehlerquellen gibt es und desto mehr Strom wird benötigt. Gibt es ein „zu viel“ an Technik?
Ich kenne auf jeden Fall Gebäude, die schlicht und einfach „over-engineered“ sind. Bei diesen hat man sich nicht am tatsächlichen Bedarf orientiert und am Ende stehen Bauherren vor völlig übertechnisierten Gebäuden. Da sind die Beteiligten über das Ziel hinausgeschossen.
Wichtig ist zu erkennen, dass die weltweit aktuellen Transformationsprozesse Digitalisierung und Energiewende vom Gebäudesektor nur zu bewältigen sind, wenn wir genug Informationen über die Fahrweise von Gebäuden haben. Richtig geplant und in Betrieb genommen, können mit digitaler Automation im Gebäude deutliche Energieeinsparungen erreicht werden.
Hierfür ein Beispiel: Ein smartes Gebäude weiß schon im Vorhinein, dass an einem Tag weniger Mitarbeiter als sonst ins Büro kommen. Das hat dann zur Folge, dass ein Stockwerk weniger beheizt werden muss und im Betriebsrestaurant weniger Essensportionen vorbereitet werden müssen. Und wenn dann alle Mitarbeiter das Gebäude verlassen haben, können die TGA-Systeme auf den Erhaltungsbetrieb heruntergefahren werden und verbrauchen weniger Energie.
Sie kooperieren mit synavision. Warum haben Sie sich dazu entschlossen und wie profitieren Sie von der Zusammenarbeit?
Wir waren auf der Suche nach einer praktischen Software, die es uns ermöglicht, ein technisches Monitoring für unsere Kunden umzusetzen. Hierbei war es uns wichtig, mit der Software sowohl den Planungs- als auch den Inbetriebnahme-Prozess durchgängig ohne Informationsbrüche mit einer Software auszuführen. Auch die Möglichkeit, ohne spezifische HTML- und JavaScript-Kenntnisse individuelle Online-Dashboards erstellen zu können, gefällt uns sehr gut. Wir profitieren darüber hinaus von der Zusammenarbeit, weil wir jetzt gegenüber unseren Kunden zu 100 Prozent sicherstellen können, dass ihre Gebäude funktionieren wie geplant und wir alle versteckten funktionalen Mängel in den Gebäuden transparent offenlegen können. Und damit ist die Software von synavision ein super Werkzeug.